Lange hält es Heinz Schimmelbusch nicht auf dem Stuhl im Four Seasons in New York. Dann tigert er durch das Hotelzimmer, unterbricht seinen Kollegen aus dem Verwaltungsrat, malt den Produktionsprozess der Mine in Brasilien auf. Die von Schimmelbusch geführte Advanced Metallurgical Group (AMG) produziert Lithium, Vanadium und Tantal, unentbehrliche Metalle für Batterien der boomenden Elektroautos, sowie Titan, das Flugzeugmotoren leistungsfähiger macht – ebenfalls eine Wachstumsbranche. „Es klingt vielleicht arrogant“, sagt Schimmelbusch, „aber wir haben früher als andere erkannt, was die Zukunft bringt.“
Der Seitenscheitel sitzt immer noch gerade, der 73-Jährige sieht fast so aus wie früher, als er Chef der Metallgesellschaft war. „Rasputin aus dem Reuterweg“ nannten sie ihn beim damaligen Dax-Konzern mit gleicher Adresse wegen seiner rauen und rumpeligen Art.
Schimmelbusch erinnert sich lieber an andere Attribute: „Vom Wunderkind haben sie auch gesprochen – ich war sehr jung.“ Mit nur 44 Jahren wurde er Chef des Traditionsunternehmens, expandierte mit Zukäufen rasant, um 1993 nach verlustreichen Öltermingeschäften in Milliardenhöhe im Streit mit dem Großaktionär Deutsche Bank auszuscheiden. Der Fall war tief. „Man ist plötzlich sehr allein“, sagt Schimmelbusch.
Der Österreicher zog samt Familie nach Philadelphia, arbeitete für die Private-Equity-Firma Safeguard. Vor knapp zwei Jahrzehnten legte Schimmelbusch den Grundstein für AMG. Mithilfe von Finanzinvestoren kaufte er 1999 Teile von Degussa, danach weit mehr als ein Dutzend Familienunternehmen mit bis zu 150 Millionen Euro Umsatz. AMG hat heute 3100 Mitarbeiter, rund die Hälfte davon in Deutschland. Schimmelbusch hält 2,6 Prozent der Anteile.
Umsatz und Gewinn von AMG steigen stetig, nach einer Prognose der Citigroup von derzeit rund einer Milliarde auf 1,2 Milliarden Dollar im Jahr 2019. Der Aktienkurs geht seit 2015 durch die Decke. „Wir sind eines der effizientesten Rohstoffunternehmen“, so Steve Hanke, Mitglied des Verwaltungsrats. „AMG ist Nutznießer von vielen globalen Megatrends“, sagt Analyst Ephrem Ravi. Einer davon ist das elektrische Auto.
Batterien brauchen Lithium, dessen Preis stark gestiegen ist. AMG wird laut Citigroup-Analyse seinen Gewinn innerhalb von zwei Jahren auf 200 Millionen Dollar verdoppeln. Schimmelbusch verhandelt derzeit mit deutschen Autoherstellern, will aber keine Namen nennen.