Als Zwitserland het al niet meer onder controle heeft ....
Darum hat der Bund die Corona-Strategie geändert
«Nun gehts vor allem um die schweren Fälle»
06.03.2020, vor 15 Minuten
Weil der Bund nicht mehr bei jedem Corona-Patienten nachvollziehen kann, wie sich dieser ansteckte, wird die Strategie geändert. Ab sofort konzentriert man sich auf die schweren Fälle. Für die meisten Schweizer bedeutet dies, dass die Massnahmen gelockert werden.
Fabian Vogt
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KEYSTONE-SDA.CH
Am Freitag hat die Zahl der Corona-Fälle in der Schweiz derart stark zugenommen, dass der Bund seine Strategie ändert. Dies deuteten Bundesrat Alain Berset (r.) und BAG-Chef Daniel Koch (l.) an einer Pressekonferenz an.
Trotz 210 bestätigten Fällen in der Schweiz: Situationen wie in anderen Ländern gibt es hierzulande bislang nicht. Der Bund versucht dafür zu sorgen, dass das so bleibt.
Der Bund hat am Freitag 210 Corona-Fälle in der Schweiz bestätigt (BLICK berichtete). Zum Vergleich: Am Donnerstag waren es 87 Fälle. Aufgrund dieses deutlichen Anstiegs gibt der Bund seine bisherige Corona-Strategie auf. Neu möchte er nicht mehr bei jedem Infizierten herausfinden, wie sich dieser ansteckte und so verhindern, dass sich das Virus rasch ausbreitet. Stattdessen soll der Fokus auf den Personen liegen, für die das Virus lebensgefährlich sein könnte.
«Es ist davon auszugehen, dass die Infektionsketten in den nächsten Stunden oder spätestens Tagen nicht mehr nachvollziehbar ist. Darum macht die strikte Containment-Strategie, die wir bisher hatten, keinen Sinn mehr», sagt Patrick Mathys, Stellvertretender Leiter Abteilung Übertragbare Krankheiten beim Bundesamt für Gesundheit BAG, auf BLICK-Anfrage. Er bestätigte damit, was sein Chef Daniel Koch wenige Stunden zuvor an einer Pressekonferenz andeutete: «Bitte gehen Sie nur zum Arzt, wenn sie schwer erkrankt sind. Wenn Sie nur milde Symptome haben, bleiben Sie bitte zuhause!» Man werde «den Überblick über die leichten Fälle nicht komplett verlieren», aber es gehe nun «vor allem darum, die schweren Fälle im Griff zu haben.»
Quarantäne und Tests werden zurückgefahren
Konkret bedeutet dies: Wer mit einem bestätigten Corona-Patienten in Kontakt stand oder kommt, muss nicht mehr automatisch in eine angeordnete Quarantäne. Stattdessen gilt: «Wer Symptome wie Husten und Fieber hat, soll zuhause bleiben», rät Mathys. Nur bei schweren Fällen empfiehlt der Experte telefonische Kontaktaufnahme mit einem Arzt oder einem Notfalldienst. Gleiches gilt für erkrankte Personen, die einer Risikogruppe angehören. Getestet wird künftig nur noch, wer schwere Symptome aufweist und behandelt werden muss oder beispielsweise in Altersheimen arbeitet, wo er mit Menschen in Kontakt steht, die besonders gefährdet sind.
Die Kantone wurden bereits über das Vorgehen informiert. Wann sie wie die neue Strategie umsetzen, bleibt ihnen überlassen. Dabei gilt: Wer bislang wenige oder gar keine Fälle (beispielsweise Schaffhausen) hatte, soll weiterhin eine reduzierte Containment-Strategie verfolgen.
«Es ist wichtig, dass wir weiterhin versuchen, die Geschwindigkeit der Virus-Verbreitung zu verlangsamen», sagt Mathys. Je weniger Menschen gleichzeitig krank werden, desto weniger wahrscheinlich haben beispielsweise Spitäler Kapazitätsengpässe. Der Zeitgewinn diene zudem noch einem weiteren Aspekt: «Wenn es wärmer wird, besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass sich das Virus langsamer verbreitet», sagt Mathys. Das sei ja auch bei der Grippe so, die er ansonsten aber nicht mit dem Coronavirus vergleichen will.