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Höchst: Klinikneubau wird erst Ende 2021 fertig
Stefanie LiedtkevonStefanie Liedtke
Der Umzug des städtischen Krankenhauses in Höchst verzögert sich um mehr als ein Jahr. Das hat das Klinikum gestern mitgeteilt. Als "nicht akzeptabel" bezeichnet dies der Vorsitzende der Geschäftsführung, Martin Menger, und kündigt an, Schadenersatz vom Generalunternehmer einzufordern.
Frankfurt -Der Neubau des Höchster Klinikums sollte längst in Betrieb sein, doch nun verzögert sich die Fertigstellung um weitere 14 Monate. Dies teilten Klinikum und Stadt gestern mit. "Diese Nachricht ist für uns alle ein herber Schlag", sagt Martin Menger, Vorsitzender der Geschäftsführung des Klinikums. Man sei "bestürzt" über die neuerliche Verschiebung. Verantwortlich dafür sei der Generalunternehmer, die Arbeitsgemeinschaft der Firmen Bam und Bögl (Arge Bam-Bögl). Diese habe das Klinikum informiert, dass sich das Übergabedatum voraussichtlich auf den 31. Dezember 2021 verschieben werde.
"Wir erwarten, dass der Generalunternehmer seine vertraglichen Pflichten erfüllt und alles dafür tut, die angekündigte Verzögerung soweit als möglich aufzuholen. Ein weiteres Jahr Verzögerung ist für uns nicht akzeptabel", betont Menger.
Es ist nicht die erste Zeitverzögerung beim mit 263,1 Millionen Euro aktuell teuersten Neubauprojekt der Stadt. Ursprünglich war die Schlüsselübergabe für Oktober 2019 geplant, bis zuletzt hieß es, der Neubau könne in diesem Oktober übergeben werden. Im Klinikum liefen derweil die Vorbereitungen für den Probebetrieb des Neubaus auf Hochtouren.
Doch dann mehrten sich die Anzeichen, dass es mit dem geplanten Übergabetermin für das Gebäude nichts würde. "Wir sind immer misstrauischer geworden und haben mehrfach nachgefragt", sagt Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Grüne). Am Freitag schließlich habe der Generalunternehmer seinen neuen Zeitplan mit dem Fertigstellungsdatum 31. Dezember 2021 vorgelegt.
Für die Arge Bam-Bögl könnte dies noch teuer werden. Sie hat die Fertigstellung zum Festpreis garantiert, trägt somit das Risiko der Baukostensteigerung. "Ich bin heilfroh, dass wir so einen Vertrag geschlossen haben", zeigt sich Majer erleichtert, dass mit der Verzögerung zumindest keine höheren Baukosten auf die Stadt zukommen.
Kosten entstehen dem städtischen Klinikum dennoch aufgrund der Verzögerung, etwa für Projektleitung, -begleitung und -steuerung und wegen des verschobenen Umzugs. Zudem muss das Haus ein weiteres Jahr die enormen Betriebskosten für den Altbau schultern, die das Ergebnis des Klinikums seit Jahren belasten. Gleichzeitig entgehen dem Haus laut Menger Einnahmen, denn mit dem Bezug des Neubaus sollten die Kapazitäten erweitert werden. "Da wir davon ausgehen, dass die Verzögerung ursächlich beim Generalunternehmer zu suchen ist, werden wir die dadurch entstehenden Kosten zum gegebenen Zeitpunkt als Schadensersatz geltend machen", macht Menger deutlich. Um welchen Betrag es sich dabei handeln könnte, dazu wollte sich Gesundheitsdezernent Majer gestern nicht äußern: "Dafür ist es noch zu früh." Zunächst müsse man die Aufsichtsratssitzung Ende des Monats abwarten.
Corona und andere Herausforderungen
Für die bisherige Verzögerung musste die Arge Bam-Bögl laut Majer pro Tag 250 000 Euro Vertragsstrafe zahlen, gedeckelt allerdings auf 10 Millionen Euro. Dieser Betrag sei längst erreicht, berichtet Majer.
Doch nicht nur finanziell schmerze die Verzögerung. Auch für die Mitarbeiter und Patienten sei es schade, dass sie nun noch länger auf ein "zeitgemäßes Krankenhausgebäude" warten müssten. Der Altbau werde dem hohen medizinischen Anspruch des Hauses nicht mehr gerecht, so Menger und Majer.
Als Gründe für die Verzögerung nennt Bam-Sprecherin Helga Wahl "die aktuelle Corona Situation und technischen Abstimmungsbedarf". Laut Klinikmitteilung gab es aufgrund der Corona-Pandemie Engpässe bei Materiallieferungen und bei der personellen Besetzung der Baustelle, zudem "technische Herausforderungen im Bereich des Ineinandergreifens einzelner Gewerke".
Das Projekt ist ambitioniert, entsteht in Höchst doch die erste Passivhausklinik der Welt. Die Stadt Frankfurt trägt mit 208,4 Millionen Euro den Löwenanteil der Baukosten, 54,7 Millionen Euro steuert das Land Hessen bei.
Bam-Sprecherin Wahl versichert, man werde "in enger Abstimmung mit dem Auftraggeber alle Anstrengungen unternehmen diesen Termin zu verkürzen", sprich: den Neubau früher als Ende 2021 zu übergeben.
Sorge, dass er am Ende mit einem unfertigen Krankenhaus dastehen könnte, weil der Generalunternehmer sich verkalkuliert haben könnte, hat Stefan Majer nicht. "Die Baustelle steht ja nicht still, da geht es ganz normal weiter." Stefanie Liedtke